Menschen am Wasser, auf der Wiese und in der Weite: Die Figuren auf Carolin Beyers Gemälden sind in sich gekehrt, nachdenklich, versunken. Ob in eine Betrachtung oder ihre eigenen Gedanken, ob in eine Außen- oder ihre Innenwelt, bleibt offen. Manche ihrer Arbeiten, wie „Klaar Kimming“ oder „Die dritte Generation“, wirken wie Schnappschüsse, eingefrorene Momente. Doch sind die Menschen auch hier wie traumverhangen, als würden sie sich, wenn man sie aus ihrer seltsamen Erstarrung lösen könnte, auch weiterhin wie in Zeitlupe bewegen.

 

Annette Selles Arbeiten evozieren an der Grenze zur Abstraktion Landschaften, Äcker, Wiesen und Sümpfe, aber auch die Weite des Himmels und die Tiefe des Meeres. Dabei sind es weniger die Mittel der gegenständlichen Malerei als die der Abstraktion, die sie nutzt, um ein räumliches Schweben, ein Davor und Dahinter zu erzeugen – etwa durch Ovale, die wie Seerosen auf einem Gewässer zu schwimmen scheinen („Anderswo“), oder Spiralen, die wie Windwirbel über Horizontlinien schweben („Südwind“). Sie sind zwar auch gegenständlich lesbar, entfalten aber vor allem als abstrakte kompositorische Elemente Tiefe und Weite. Ihre Gemälde leben aus der Farbe, aus der Pastosität ihres Auftrags, aus den Spuren des Bearbeitens, in denen der Prozess des Malens deutlich sichtbar bleibt: Sie sind eher zeit- und raumhaltig, als diese – wie in der figurativen Malerei – mittels Perspektive und Bewegung abzubilden.

 

Carolin Beyers Figuren bewegen sich oft am Gestade, am Strand, am Ufer oder im Watt – Sinnbilder der Grenzerfahrung menschlicher Existenz gegenüber der ozeanischen Unendlichkeit. Grenzerfahrungen der Flucht und Bewegungen des Gehens sind auch die Themen ihrer neuesten Arbeiten „Unterwegs II“ und „On Foot“. Annette Selle übersetzt in „Rausch“ Bewegung und Unendlichkeit von Wasserströmungen in abstrakte, kurze Striche: Der Prozess und sein Gegenstand, das Malen und das Strömen werden in eins gesetzt – ein eingängiges Sinnbild für das Verfließen von Zeit.

 

Stillstand und Bewegung, Raum und Fläche, Abstraktion und Gegenständlichkeit begegnen sich in den beiden Positionen, die im Zusammenspiel ein reiches Geflecht von Schwingungen und Stimmungen entfalten. „Vis-à-vis“ treten sie einander gegenüber, von Angesicht zu Angesicht – als blickten Beyers Gestalten in Selles Landschaften, die nicht nur Außen-, sondern auch  Innenwelten sind. Sie öffnen wechselseitig Resonanzräume für ein von leiser Melancholie durchwehtes Nachdenken über die menschliche Existenz.

Dr. des. Veronika Schöne, Kunstwissenschaftlerin

Vitae

Carolin Beyer

 

1962 in Hamburg geboren

1986 Studium an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Hamburg

1997 Diplom, Freie Arbeit zum Thema Malerische Illustration – Illustrative Malerei, Studienaufenthalte in Italien, Spanien und Frankreich.

Seit 1992 Eigenes Atelier, Freie Malerin mit Schwerpunkt Portrait, Freie illustrative Tätigkeit u.a. für Deutscher Taschenbuchverlag, München und andere Verlage

Nominierung für die Auswahlliste des Deutschen Jugendliteraturpreises

der Deutschen Erstausgabe von „...und dann kam Joselle“ von Kevin Henkes, erschienen bei dtv, München (1997)

2008 Aufnahme in die GEDOK

2013 Aufnahme in den BBK Hamburg

seit 2017 verschiedene Lehraufträge/Bildende Kunst

 

EINZELAUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)

 

2022 Kunstverein Elmshorn, „vis-á-vis“ mit Annette Selle

2021 Felix Jud, Kunsthandel, Hamburg „Unter freiem Himmel“

2019/20 Schloß Reinbek, Reinbek, „PRIMA VISTA _ Bilder für den zweiten Blick“(Katalog)

2017 Galerie Kunsthaus an der Alster, Hamburg „2gether not alone“

2016 Benediktiner Kloster Nütschau, „WOFÜRSEIN?DAFÜRSEIN! Tugend zeigt Gesicht“

2015 Norddeutscher Rundfunk, Hamburg-Rotherbaum, „Neue Hängung“

2015 Katholische Akademie, Hamburg, „GEMALTE ÖKUMENE“

2013 Kunstforum der GEDOK, Hamburg (Katalog), „WOFÜRSEIN? DAFÜRSEIN!“

2008 Handelskammer Hamburg, „Paare und andere Individualisten in Hamburg“ (Katalog)

2005 Kunstsammlung Thamsen Nordfriesland, Bongsiel

2002 Elyseé-Galerie, Hamburg „Begegnungen“, Bilder und Graphik (1998-2002) (Katalog)

1999 Heinrich-Heine Universität, Düsseldorf „Werkschau 1988-1998“

1998 Norddeutscher Rundfunk, Hamburg-Rotherbaum „Werkschau 1988 -1998“

1998 Die Kunsttreppe, Hamburg „Sichtweisen“

1989 Deutsche Bank, Hamburg „Reiseskizzen 89 – Sevilla – Bodensee – Venedig“

 

GRUPPENAUSSTELLUNGEN (AUSWAHL)

 

2020/21 Galerie Koch-Westenhoff, Lübeck

Galerie im Elysèe, Hamburg „Carolin Beyer, Eugen Dunkel, Corinna Seiner Galerie W, Hamburg, Rosa-Bartl-Kunstpreis, Katalog

Kulturforum Pampiner Hof, Pampin, „Turbulenzen“ 30 Künstlerinnen der GEDOK

Kulturkreis Torhaus Wellingsbüttel, Frühjahrsausstellung

2018 Kunstverein Elmshorn, 35 Künstlerinnen der GEDOK Hamburg zu Gast

2016 Kloster Willebadessen, 4. Thusnelda Kunstpreis

Hamburg Kunstforum der GEDOK, „Kein Paradies“

Berlinische Galerie, Berlin Benefizveranstaltung für Teures des Femmes (Katalog)

2015 Kunstforum der GEDOK, Hamburg, „Das Fest“,

2015 Handelskammer Hamburg, „Weite und Licht“,

2015 „KAISERSCHNITT-GOLDENER SCHNITT“, Hamburg, Berlin, Bremen, Bonn (Katalog)

2013 Fabrik der Künste, Hamburg, Position. Forum und Ausstellung“,

neu aufgenommen im Berufsverband Bildender Künstler

2013 Berlinische Galerie, Berlin, Benefizauktion für TERRE DES FEMMES, (Katalog)

2012 Kunstforum der GEDOK, Hamburg, GRÜN“

2011 Galerie der Handwerkskammer, Hamburg (Katalog), „MAL MUTTER MAL TOCHTER“

2008 Kunstforum der GEDOK, Hamburg,

„Neu Aufgenommen! Dreizehn Künstlerinnen stellen sich vor“

2006 Kunstsammlung Thamsen, Nordfriesland, Bongsiel, „Nolde lebt“ 6 Künstler – 6 Positionen

2004 Galerie Ambientes, Mallorca

2002 erotic-art museum, Hamburg, „Lust auf 50 KünstlerInnen“

2001 Sankt Jacobi, Hamburg „Sankt-Jacobi-Kupfer für Hamburger Künstler“

2001 Die Kunsttreppe, Hamburg, „10 und 4 Jahre Kunsttreppe“

1997 Katholische Akademie, Hamburg „Bixt & Teld“ Präsentation der Diplomarbeit

„Der Silvesterfisch“ - Ein Hamburger Bildermärchen“

1996 Elyseé-Galerie, Hamburg „Hamburg vor Ort – Plätze und Situationen“

1994 Elyseé-Galerie, Hamburg „Hamburg farbig“

1991 Katholische Akademie, Hamburg „Das Bilderbuch verlässt das Kinderzimmer“

1990 Salon du livre de jeunesse, Paris „Jeunes illustrateurs pour demain“

 

 

Annette Selle

1967 geb. in Berlin, Studium der Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, ausserdem Kunstpädagogik an der Humboldt-Universität.

Seit 1999 kontinuierliche Ausstellungen. Studienaufenthalte mit anschließenden Ausstellungen in Frankreich, Italien und Spanien.

Seit 2019 stellvertretende Leiterin der Jugendkunstschule Atrium in Berlin.
Mitglied des Netzwerkes Frauenmuseum Berlin und Brandenburger Verband Bildender Künstler e.V.
Vertreten von Galerie Kunst am Gendarmenmarkt in Berlin, Galerie aquabit in Berlin, Galerie-Otto in München, Galerie Art nou mil.lenni in Barcelona.      
Arbeiten befinden sich in Kunstsammlungen in Deutschland, Frankreich und in den USA.

EINZELAUSSTELLUNGEN


2022  Landesgartenschau Beelitz, Galerie in der Remise (mit Marion Angulanza) 


2021  „Endlich“ Kunsthalle Bennabor, Brandenburg an der Havel (mit Claudia Güttner)
2020  Altes Rathaus Wittenberg (mit Claudia Güttner und Jörg Kuss)
2019  Galerie Kunst am Gendarmenmarkt, Berlin
2018  Kunstscheune Barnstorf I Wustrow, Galerie Kunst am Gendarmenmarkt, Berlin
2017  Otto-Galerie, München
2016  Kloster Chorin (mit Karla Gänßler), Galerie aquabit, Berlin
2015  Kommunale Galerie, Berlin-Spandau I Kunstflügel, Rangdorf  I Galerie aquabit, Berlin
2014  Klostergalerie Zehdenick
2013  Galerie im Kloster, Ribnitz-Damgarten I Galerie aquabit, Berlin
2011  Galerie Ei, Berlin I Galerie aquabit, Berlin
2009  Herrenhaus Libnow  (mit Karla Gänßler)
2008  Kunstsalon Kristin Falzone, Berlin I Kunstverein Bautzen
2007  Galerie 100, Berlin
2006  Kunstscheune Barnstorf, Wustrow
2005  Büro Franke, von Oppen, Berlin
2004  Communication Center, Luckenwalde
2003  Galerie Tammen und Busch, Berlin I Studio Bildende Kunst, Berlin-Lichtenberg
2002  Galerie M, Berlin
2000  Galerie 100, Berlin I Galerie Pohl, Berlin
1999  Galerie S, Berlin  
1998  Galerie Bel Etasch, Berlin
1994  Kulturamt Berlin-Treptow

AUSSTELLUNGSBETEILIGUNGEN

2020  Galerie aquabit, Berlin, Galerie Zwitschermachine, Berlin
2019  Willy-Brand-Haus „Stimmen!“, Berlin I Galerie Kunst am Gendarmenmarkt, Berlin
2018  Galerie Alte Schule, Berlin-Adlershof
2017  Galerie Kunst am Gendarmenmarkt, Berlin I art nou mil.lenni gallery, Barcelona  I Art Barcelona
2016  Berlinische Galerie, Berlin I Kunstfestival 48h Neukölln (mit Frauenmuseum Berlin)
2015  Kunstwerk/Werkkunst, Schloß Reinbek I Rathaus Berlin- Reinickendorf
2014  Position Berlin (mit FrauenmuseumBerlin) I Rathaus Berlin- Tempelhof
2011  Brandenburgischer Kunstpreis, Schloss Neuhardenberg
2008  Kunstflügel, Rangsdorf I Galerie aquabit, Berlin I Sammlungsausstellung Willy Brandt-Haus, Berlin
2009  Galerie Tammen, Berlin I Rathaus Biesenthal
2004  Kunstausstellung „Zeitgenössisch“, Berlin,
2002  Galerie Otto, München
2001  Bautzener Herbstsalon I Kunstflügel, Rangsdorf
2000  Studio Bildende Kunst, Berlin- Lichtenberg
1999  Chiesa San Biagio, Tuscania / Italien I Galerie KiL, Berlin
1997  Rathaus Berlin-Johannesthal
1996  Studio Bildende Kunst Berlin-Lichtenberg